Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert die Forschung zur Silicon Economy mit weiteren rund 10 Millionen Euro: Die zweite Förderphase beginnt im Mai dieses Jahres und läuft über zwei Jahre. Auf der Agenda steht nun insbesondere die Anwendung von Silicon Economy-Komponenten in Unternehmen sowie die Entwicklung einer digitalen Plattform als Showcase für die Plattformökonomie der Zukunft.

Das Ziel der »Silicon Economy« ist es weiterhin, als Gegenentwurf zu monopolistischen Plattformen ein föderiertes und dezentrales (Plattformen-)Ökosystem für datengetriebene und KI-basierte Anwendungen für die Logistik zu schaffen. Dabei hat sich der Handlungsdruck für die Wirtschaft, die Potenziale der Plattformökonomie zu erschließen, in den vergangenen Jahren deutlich erhöht – insbesondere durch Lieferengpässe, Rohstoffverknappung und Preisanstiege als Konsequenzen des Kriegs in der Ukraine und der COVID-19-Pandemie sowie durch allgemeine Bestrebungen zur Entflechtung von Lieferketten. Effizienzsteigerung durch Digitalisierung reicht heute aber nicht mehr aus: Die Nachhaltigkeit muss immer mitgedacht werden. »Die Motivation unseres Vorhabens ist daher mehr denn je, die Potenziale einer Twin Transition zu heben – also eines gleichzeitig und synergistisch verwobenen grünen und digitalen Wandels«, so Dr. Michael Schmidt, Chief Scientist am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und Leiter des Forschungsprojekts. Partner des Projekts sind neben dem Fraunhofer IML weiterhin das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST sowie die TU Dortmund mit verschiedenen Lehrstühlen.

Anwendung steht im Fokus
Mit der Entwicklung von Open-Source-Komponenten in der ersten Förderphase der Silicon Economy haben die Forschenden den Grundstein für eine Digitalisierung der Logistik gelegt, die auf Standards aufsetzt. In mehr als einem Dutzend Entwicklungsprojekten konnten noch mehr Komponenten bereitgestellt werden. Damit hat die Silicon-Economy-Forschung auch maßgeblich den Impuls für die Gründung der Open Logistics Foundation gegeben, in deren Community Unternehmen nun die bereits vorhandenen Komponenten weiterentwickeln können und auch Ideen für neue Komponenten einbringen. Vor diesem Hintergrund verlagert sich der Schwerpunkt der Silicon-Economy-Forschung auch von der Entwicklung von Komponenten mithilfe von Entwicklungspartnern aus der Industrie auf die Unterstützung von Unternehmen bei der Anwendung und Implementierung von Komponenten in logistische Prozesse im Rahmen von Pilotprojekten. Dabei wird auch ein Handlungsleitfaden entwickelt, der die notwendigen Schritte für Anbieter und Nutzer auf dem Weg zur Plattformökonomie im Sinne der Silicon Economy aufzeigt.

Referenzplattform am Beispiel eCMR
Um die Mission der Silicon Economy – das Neben- und Miteinander unabhängiger, aber vernetzter Plattformen – zu veranschaulichen, soll darüber hinaus eine entsprechende Referenzplattform aufgebaut werden. Dabei wird es sich vor dem Hintergrund der Verordnung über elektronische Frachtbeförderungsinformationen (eFTI) um eine Plattform zur Anwendung des digitalen Lieferscheins (eCMR) handeln. Neben der Entwicklung geeigneter Geräte sind hier Sachverhalte der Vertrauenswürdigkeit der Daten (u. a. Authentifizierung, Autorisierung, Identifikation) von besonderer Bedeutung. 

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