Der heute noch in der Regel papierbasierte Frachtbrief für den internationalen Straßengüterverkehr (CMR) erfordert hohe administrative Aufwände mit zahlreichen manuellen Tätigkeiten. Zu den derzeitigen Hauptproblemen gehören eine Vielzahl unterschiedlicher Formate, Medienbrüche und Übertragungsfehler. Vor diesem Hintergrund haben die Forschenden der Silicon Economy einen Service zur Erzeugung, Speicherung und Weitergabe von digitalen Frachtbriefen (eCMR) in menschen- und maschinenlesbarem Format unter Berücksichtigung etablierter Vorlagen und internationalen Standards konzipiert und als Referenzimplementierung umgesetzt. Die Lösung liegt bereits open source im Open Logistics Repository der Open Logistics Foundation vor.

Open Logistics Foundation gründete Working Group

Der OS-eCMR gehört zu den Leuchtturmprojekten der Stiftung. So hat sich dort bereits die Working Group »Elektronische Transportdokumente« konstituiert, die sich zunächst mit dem Thema eCMR befasst. Die Koordination für die Working Group liegt in den Händen von Ingo Müller, Department Head Prototyping & Testing bei DACHSER. Der international tätige Logistikdienstleister hat den eCMR inzwischen auch im grenzüberschreitenden Stückgutverkehr auf der Relation Bad-Salzuflen – Waddinxveen (Niederlande) getestet – mit großem Erfolg: Der eCMR-Dienst lässt sich gut in die Logistikprozesse des Unternehmens integrieren. Das DACHSER Logistikzentrum Ostwestfalen-Lippe in Bad Salzuflen zählt zu den umschlagstärksten im europäischen Stückgutbereich; die DACHSER-Niederlassung in Waddinxveen, auch bekannt als Rotterdam Logistics Center, liegt zentral in der niederländischen Metropolregion Randstad.

Im Praxistest wurde evaluiert, wie der elektronische Frachtbrief im Alltagsgeschäft durch die Mitarbeitenden eingesetzt und intuitiv bedient werden kann. »Es zeigte sich, dass der Dienst aufgrund des adaptiven Designs sowohl auf stationären Geräten (z. B. Desktop-PCs in der Abfertigung) als auch mobilen Devices (z. B. Smartphone des Fahrers) genutzt werden kann«, zieht Patrick Becker vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, Product Owner im Projekt »eCMR« der Silicon Economy, eine positive Bilanz.

Digitale Weitergabe funktioniert problemlos

Im Rahmen des Praxistests wurde der digitale Frachtbrief zunächst in der Disposition der Niederlassung von DACHSER in Bad Salzuflen erzeugt, mit den Basisdaten zur Sendung gefüllt und zum ersten Mal digital signiert. Anschließend wurde der eCMR an den Fahrer übermittelt, der diesen bei Übernahme der Sendung ebenfalls auf seinem Smartphone signierte. Bei Ankunft in Waddinxveen erfolgte dann eine Übergabe an den Empfänger, der die dritte und letzte digitale Unterschrift setzte. Die digitale Weitergabe des Dokumentes mittels QR-Code und integriertem Adressbuch funktionierte dabei problemlos.

Das eCMR-Team der Silicon Economy am Fraunhofer IML überführt die im Praxistest erlangten Erfahrungen und das Feedback der Mitarbeitenden jetzt in konkrete Anforderungen, um den Dienst für die Logistik auszubauen. Es ist geplant, weitere Funktionen zu integrieren, in nachfolgenden Testphasen zu validieren und im Open Logistics Respository allen Interessierten zur Verfügung zu stellen.

Foto: Dachser