Die Logistik erlebt eine Zeitenwende, wie sie grundsätzlicher nicht sein könnte. Die Digitalisierung von allem und die künstliche Intelligenz in allem wird alles für alle ändern. Vor einer solchen Zeitenwende steht auch die Plattformökonomie – in der Logistik und darüber hinaus. Immer mehr multinationale Logistikunternehmen beginnen nach dem B2C-Sektor nun auch im B2B-Sektor damit, schlagkräftige digitale Plattformen aufzubauen. Das Rennen um die führende Plattform ist entbrannt und es reift die Erkenntnis der Unternehmen, dass sie sich der neuen Herausforderung gemeinsam stellen müssen. Kein Unternehmen in der Logistik verfügt über genügend Motivation, Marktmacht oder Ressourcen, um das »Big Picture« einer Silicon Economy allein umzusetzen.

Ein Gegenentwurf zu monopolistischen Plattformen

Die Silicon Economy stellt das Konzept der Plattformökonomie auf ein neues Fundament. Sie versteht sich als Gegenentwurf zu monopolistischen Plattformen, die Insellösungen und Abhängigkeiten provozieren. 

  • Eine Open-Source-Infrastruktur und frei verfügbare technische Komponenten – im Ergebnis ein »Linux für die Logistik« – sollen zu einer Vielfalt und zu einem Nebeneinander unterschiedlichster logistischer und industrieller Plattformen führen. Dieses Vorgehen ermöglicht jedem Unternehmen in Deutschland und Europa, gleich welcher Größe, neue datenbasierte und datengetriebene Geschäftsmodelle zu entwickeln. 
  • Im Mittelpunkt steht dabei ein sicherer Datenraum, in dem Unternehmen Daten selbstbestimmt tauschen und nutzen können. Er bildet den Kern einer föderalen Struktur der Datenökonomie. 
  • Die Infrastruktur, die technischen Komponenten und der Datenraum, getrieben von Künstlicher Intelligenz und anderen neue Technologien wie 5G, ermöglichen letztlich die vollständige autonome Verbindung von Material-, Informations- und Finanzflüssen.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat die Bedeutung dieses Konzeptes früh erkannt und fördert den Aufbau der digitalen Infrastruktur und die Entwicklung der technischen Komponenten mit dem Forschungsprojekt »Silicon Economy Logistics Ecosystem«. Hier wird das Fundament für die Silicon Economy gelegt. Untrennbar damit verbunden ist das Projekt Blockchain Europe, das weitere Bausteine für die Plattformökonomie einer neuen Generation liefern wird. Ziel ist es, dass Unternehmen die technischen Komponenten künftig wie aus einer Bibliothek (Repository) entnehmen und eigene Plattformen und Geschäftsmodelle aufbauen können, die auf gemeinsamen Standards und einem gemeinsamen Datenraum basieren.

Stärkung der Logistik, positive Verkehrswirkungen

Die Digitalisierung zukunftsfähiger Logistiksysteme bietet nicht nur Vorteile für das einzelne Unternehmen und stärkt damit die Logistikwirtschaft als Ganzes, sondern erzeugt auch wichtige positive Verkehrswirkungen. Dazu gehören im Wesentlichen die bessere Nutzung der Transportkapazitäten, eine bessere Verknüpfung der Verkehrsträger, die Optimierung der Verkehrsflüsse und die Reduzierung von Emissionen.

Silicon Economy-Community: Mitstreiter gesucht

Der Logistics Performance Index der Weltbank führt Deutschland schon seit Jahren als »Logistikweltmeister«. In den Top 10 stellen Länder aus Europa die Mehrheit. Dennoch ist die Logistik nicht davor gefeit, dass ihnen amerikanische oder chinesische Unternehmen den Rang ablaufen werden. Dieses Rennen um die besten Geschäftsmodelle in der Plattformökonomie werden nur die Unternehmen gewinnen, die bereit sind, sich zu öffnen und sich an neutralen Plattformen zu beteiligen. 

Mit den Umsetzungsprojekten Silicon Economy Logistics Ecosystem und Blockchain Europe ist der Startschuss gefallen. Jetzt ist Geschwindigkeit alles. Deshalb muss weiter massiv in die Entwicklung adäquater Plattformen und Algorithmen investiert werden. 

Das Fraunhofer IML setzt dazu auf eine Open Source Community von »Silicon Economists« – Unternehmen, die einen Beitrag dazu leisten wollen, dass die Silicon Economy in Deutschland und Europa Wirklichkeit wird. Mitstreiter hierfür sind herzlich willkommen.