In einer ökonomischen Entwicklung, die von verteilten Wertschöpfungsnetzwerken geprägt ist, gibt es heute eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit für Unternehmen, Daten zu teilen. Moderne Produkte und Dienstleistungen entstehen durch ein Zusammenspiel mehrerer Player. Im Fokus steht dabei eine vollständige Datenkette – von der Datenerzeugung im Internet der Dinge bis zur Organisation (logistischer) Prozesse. Dafür werden in der Silicon Economy die wesentlichen Komponenten entwickelt – mit dem Ziel, ein Plattformen-Ökosystem zu etablieren. Damit das Konzept der Silicon Economy funktioniert, müssen Daten über Unternehmensgrenzen hinweg ausgetauscht werden. Dem »Big Picture« der Silicon Economy ist die Integration eines alles verbindenden sicheren Datenraums deshalb immanent. Erst eine komplette digitale Infrastruktur ermöglicht die flächendeckende Transparenz in Wertschöpfungsnetzen und schafft Vertrauen entlang kompletter Supply Chains – vom Rohstofflieferanten bis zum Endkunden – die vielleicht wichtigste Voraussetzung für die Teilhabe aller Unternehmen.

Daten sind Wissen, Wissen ist Macht

Jede Art von Plattform, ob im B2C- oder im B2B-Bereich, zentralisiert die Verarbeitung und Verteilung der Daten. Daten werden an ein einzelnes Unternehmen übertragen. In Europa betrachten wir Daten grundsätzlich als Grundstoff für Wissen. Wissen aber ist Macht. Deshalb ist es vielleicht nicht immer so gut, Daten in einzelne Hände zu legen. Im Ergebnis können Konzentrationseffekte auftreten, die monopolisierend wirken und am Ende Innovation sogar hemmen. Deshalb müssen wir es schaffen, Datenräume zu kreieren, in denen die physische und die digitale Welt faktisch eine Einheit bilden. Genau dafür stehen die International Data Spaces und die Initiative Gaia-X.

Tatsächlich ist die Digitalisierung heute wesentlich eine Frage des Vertrauens zwischen Unternehmen, zwischen Netzwerkpartnern. Wir alle kennen das aus dem privaten Raum bei der Nutzung sozialer Netzwerke und digitaler Dienste wie Navigations-Apps. Den Anbietern stellen wir ganz selbstverständlich unsere Daten zur Verfügung und geben damit viel von uns preis. Das funktioniert heute in der Praxis weitestgehend, weil wir auch eine entsprechende Gegenleistung erhalten. Nun stehen wir jedoch an der Schwelle, dieses Konzept auf die industrielle Anwendung zu übertragen, und damit stellen sich neue Fragen.

Die International Data Spaces (IDS), an denen die International Data Spaces Association (IDSA) gemeinsam mit Fraunhofer arbeiten, regeln den Umgang von Daten, wenn sie genutzt werden (Data-in-use). Mithilfe der IDS-Architektur werden bei unternehmensübergreifendem Datenaustausch die Nutzungsbedingungen für die Daten mit ausgetauscht. Das liefert die AGBs für die Datenökonomie. Bisher war allerdings die Frage der Speicherung der Daten (Data-in-rest) noch offen. Das ändert sich mit Gaia-X. Dezentral aufgebaute Datenräume wie Gaia-X sind technisch komplexer, als wenn es einen großen Topf für die Datenhaltung in der Mitte gibt. Sie sind aber notwendig, um Vertrauen zu schaffen. Gaia-X ist dabei die europäische Antwort darauf, wie die Zusammenarbeit von Unternehmen auf Datenebene funktionieren kann – ein Rahmen für eine sichere und faire gemeinsame Datennutzung, bei der der Datengeber die Kontrolle darüber behält, was mit seinen Daten geschieht. 

Souveränität ist das gemeinsame Ziel

Das Thema Souveränität verbindet das Vorhaben der Silicon Economy, die International Data Spaces und Gaia-X miteinander. Die Logistik ist auf eine Software-Infrastruktur angewiesen, der die Unternehmen vertrauen und die sie sogar selbst mitgestalten können – und sie ist als Vorreiter bei der Digitalisierung von Wertschöpfungsnetzwerken gleichzeitig eine der ersten und der natürlichsten Anwendungen für den sicheren Datenraum und die Cloud.