Die bisherige Forschung zu digitalen Plattformkonzepten lässt sich in zwei Typen unterteilen: die Plattform als marktorientiertes Vehikel zur Abwicklung von Transaktionen, bekannt als Transaktionsplattform, und die Plattform als technologische Infrastruktur, bekannt als Innovationsplattform. Nicht-technologische Definitionen beschreiben Plattformen dabei als kommerzielle Netzwerke oder Marktplätze zur Vermittlung von Transaktionen über technologische Schnittstellen. Technologisch basierte Definitionen sehen die Plattform als eine technologische Infrastruktur, die modular erweiterbar ist und kontinuierlich weiterentwickelt werden kann. Externe Entwickler können dazu beitragen, indem sie Ergänzungen, z. B. Apps oder ergänzende Dienste, für die Plattform bereitstellen.

Architektur und Governance charakterisieren Plattformen

Das Netzwerk interagierender Parteien auf einer Plattform bildet ein Ökosystem. Um den Begriff der offenen Plattform-Ökosysteme zu verstehen, sind die zwei Dimensionen hilfreich, die eine Plattform charakterisieren – die Architektur und die Governance:

  • Die Architektur beschreibt den modularen Systemaufbau der Plattform, bei dem bestimmte Komponenten stabil bleiben, während andere Komponenten (z. B. Ergänzungen oder Randressourcen) im Laufe der Zeit variieren. Wenn größere Teile der Architektur offen sind, werden diese Plattformen als Open-Source-Plattformen bezeichnet. 
  • Die Governance bezieht sich auf organisatorischer Ebene auf die Kontrollmechanismen, z. B. die Entscheidungskontrolle, durch die ein Plattformeigentümer Einfluss auf die Plattformteilnehmer ausübt. Wenn der Kontrollmechanismus Einfluss von außen zulässt oder der Plattformeigentümer durch mehrere Instanzen vertreten ist, wird die Plattform als offene Plattform bezeichnet. Offene Plattform-Ökosysteme können also in Bezug auf die Architektur und/oder den Steuerungsmodus offen sein.

In Plattform-Ökosystemen wird der Wert durch die Interaktion zwischen verschiedenen Gruppen oder Akteuren innerhalb einer Gruppe der Plattform geschaffen. Daher steigt der Wert der Plattform mit der Anzahl der Teilnehmer im Ökosystem, was das als »Netzwerkeffekte« bekannte Phänomen fördert. Insbesondere in offenen Plattform-Ökosystemen sind weitreichende Netzwerkeffekte zu beobachten, da offene Strukturen neue Nutzergruppen (z.B. Entwickler) anziehen und gleichberechtigte Partnerschaften ermöglichen. Dementsprechend steigt die Anzahl an Partnern und Interaktionen in offenen Plattform-Ökosystemen schneller als in geschlossenen Systemen.